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Bricolage und Serendipity

23.07.10

Bayreuth, Creative Coding

Bricolage und Serendipity

Bricolage:
„Der Bastler ist in der Lage, eine große Anzahl verschiedenartiger Arbeiten auszuführen, doch im Unterschied zum Ingenieur macht er seine Arbeit nicht davon abhängig, ob ihm die Rohstoffe oder Werkzeuge erreichbar sind, die je nach Projekt geplant und beschafft werden müssten: die Welt seiner Mittel ist begrenzt, und die Regel seines Spiels besteht darin, jederzeit mit dem, was ihm zur Hand ist, auszukommen….”
Claude Lévi-Strauss: Das wilde Denken, 1968: S. 30

Serendipity:
It was once when I read a silly fairy tale, called The Three Princes of Serendip:
as their highnesses traveled, they were always making discoveries, by accidents and sagacity, of things which they were not in quest of: for instance, one of them discovered that a camel blind of the right eye had traveled the same road lately, because the grass was eaten only on the left side, where it was worse than on the right—now do you understand serendipity?”
Horace Walpole 1754, nach einer persischen Geschichten von Amir Khosrau (1280), deren Elemente wiederum im Talmud auftauchen.


Hoffnung Programmieren:

– Programmierer als programmatische Figur: Machtphantasie der Medientheorie um 1990
– Einheit von Text und Handlung: Potenzial der Weltveränderung
– Utopien der Informatik:
– 3D-Simulation, virtuelle Welten
– Künstliche Intelligenz.
– Kunst: neue Ausdrucksformen. Netzkunst, Medienkunst

Medientheorie:
– falsche Utopien generiert: Simulation (Ersatz der Netz:
– WWW, seither eine Folge von „Überladungen“: Kabel -> Link, Text, Bild, soziale Relationen
– Quasi-Standard: alle anderen Funktion laufen darauf, Betriebs-System WWW
– Funktionsmonopole: wg. Netzwerkeffekten: Google, ebay, Amazon, Youtube, Twitter

Fehler:
– Theorie: Warum haben wir das Internet nicht kommen sehen?
Falsches Dispoitiv: Ingenieur/Maschine/Moore’s Law
– Programmieren: Warum haben sich die Hoffnungen nicht erfüllt?
Naive Modelle, Modell mit Welt verwechselt
– Netzökonomie: Warum gehen die großen Entwicklungen (ausser WWW selbst) von den USA aus?
Ökonomie gibt das Gesetz des Handelns

Lage Programmieren:
Рgeneriert L̦sungen (Algorithmen) und sucht dazu die Probleme
– wendet vorhandene Algorithmen wahllos an, was ein Problem scheint (neuronale Netzwerke, FFT, Schwärme ..)
– übersieht vor Lösungen die wesentlichen Fragen
Рfindet sogar L̦sungen und sieht nicht die M̦glichkeiten: Bsp. mp3
– Bricolage ohne Serendipity: isolierte Bastelei ohne den Blick von Aussen

„Kunst“
– Kunst im engeren Sinn (Galerien, Messen, Musenn & angeschlossener Diskurs), im weiteren Sinn: Medienkunst bis Kochkunst unterscheiden
– Kunst im engeren Sinn: institutionelles Setting und theoretischer Diskurs
– Ornament / Funktion / Konzept
Ornament:Arbeit den der Distinktion: Stil, Schönheit, Design
Funktion: Aufgabe definiert, Optimieren
Konzept: Bewusstsein historischer Referenzen und inhahltiche Reflektion
– Künstlerische Arbeit findet generell und angemessenerweise in dem Feld Beachtung, dessen Diskurs und Methoden sie kennt und beachtet.
– Medienkunst: Oft naive Haltung zur Kunst im engeren Sinn, im allgemeinen aus Unkenntnis über deren Geschichte und Referenz-System

Lage Medientheorie
– vergräbt sich in der Vergangenheit
– kann zwar historische Programmiersprachen, aber kein Projekt managen
– zieht aus der Vergangenheit keine Folgen für die Gegenwart: akademische Risiko-Aversion

Soziologie:
– reine Gegenwart: kann nur fortschreiben, nicht vorausdenken
– Trendforschung: Sieht das Neue erst, wenn es da ist. Empirie, keine Theorie
– flache theoretische Modelle

Ökonomie
РDispositiv des Handelns in unserer Wirtschaftsordnung: kein Modell einer Netz̦konomie.
– Kurzsichtiges Diktat der Effizienz
– Beschränkung auf Nachahmer-Produkte

Problem:
– Diskursive Isolation / regressive Institutionen
– Disziplinen agieren nicht zusammen.
– Programmieren, Kulturtheorie/Soziologie, Ökonomie
– jeweils geschlossene Zirkel, die Inhalte und Forschungsaufgaben imaginieren

Lösung:
– Ausbildung die alle Felder zugleich umfasst:
Programmieren, Theorie und Ökonomie
technische Mittel, theoretischen Hintergrund, Möglichkeiten zu Handeln.
– Bricolage UND Serendipity